Home Office
Warum Home Office so viel mehr wert sein kann

Anfang des Jahres wurde seitens der SPD eine Debatte eröffnet, ob Homeoffice fixer Bestandteil von Arbeitsverträgen werden sollte. Wie bei den meisten gesetzlichen Vorschlägen, gab es auch bei diesem Vorstoß direkten Gegenwind.

Warum eigentlich?

Betrachten wir beide Seiten und stellen die Gesichtspunkte gegenüber:
Aus Arbeitnehmer Sicht, identifiziert man eine Vielzahl von Annehmlichkeiten, die einen großen Wert haben dürften. Keine (bisweilen) langwierige Anreise. Daraus resultierender Stau oder Verkehrsstress auf dem Weg ins Büro. Keine nervigen Personen, die bereits am frühen Morgen die öffentlichen Verkehrsmittel zu einem Ort des Meidens verkommen lassen.
Erkältete Mitfahrer, die das ohnehin schon existierende Sardinenfeeling im Zug, zu einem Spießrutenlauf werden lassen.

Ein entspannter Start in den Tag in heimischen Gefilden ohne den Druck mich adrett kleiden und herrichten zu müssen. Casual everyday ist hier das Stichwort. Gezwungenes Socialising in den ersten Stunden des Tages beim Eintreffen in der Unternehmung und optisch aufgesetzte gute Laune, sind nicht mehr notwendig.
Den ersten Kaffee trinke ich noch in der eigenen Küche und muss mich nicht darüber ärgern, dass mir jemand die Milch weggetrunken hat.

Der Beginn in den Arbeitsprozess erfolgt relaxt und mit viel mehr Elan, als er bei stressbehafteter Anreise passieren würde.
Bis hierher hat die veränderte Arbeitssituation keinen Einfluss auf den Arbeitgeber – zumindest keinen negativen.

Ist die Effizienz und Effektivität gestört?

Betrachten wir den Fortlauf des Tages und die Arbeitsintensität des zuhause Arbeitenden, mit dem im Büro tätigen Arbeitnehmer. Häufig argumentiert man seitens der Firmen, dass ein zu großes Potential der Ablenkung vorliegt und die Effektivität darunter leidet. Dies impliziert, dass man pauschal davon ausgeht, dass ein Mitarbeiter nur dann seine volle „Manpower“ erreicht, wenn er unter der Aufsicht der firmeneigenen Räumlichkeiten tätig ist.
Es lässt sich nun ableiten, dass dem Kollegen nicht zugetraut wird, dass er ausreichend viel Selbstdisziplin mitbringt, um sein Pensum zu schaffen oder gar produktiver ist.

Studien belegen sowohl Argumente die dafür, als auch dagegen sprechen. Im Endeffekt ist es typenspezifisch und eine Charakterfrage. Möglicherweise jedoch auch ein Lernprozess. Bin ich in der Lage, mich zu konditionieren, dass ich unter meiner eigenen Regie, dass an mich gestellte Pensum erbringe!?

Betrachtungen ergaben, dass häufiger Kollegenkontakt ebenfalls unproduktive Aspekte zur Folge hat. Ein schneller Dialog bei der Kollegin im Büro, eine verlängerte Zigarettenpause, weil das Thema gerade sehr spannend ist.
Es lässt sich kein finales Urteil über dieses Kriterium fällen. Es sind vermutlich, wie bei vielem, individuelle Parameter ursächlich für ein Pro und Contra.

Krankheitstage sprechen für ein Fernbleiben

Die Ableitung ist ebenso logisch wie auch empirisch belegbar. Wer weniger Kontakt zu potentiell kranken Menschen hat, läuft weniger Gefahr angesteckt zu werden. Sind es die Mitreisenden in den öffentlichen Verkehrsmitteln, die verschnupften Kollegen, oder nur der Weg durch den Regen zum Büro, der verantwortlich für die nächste bakterielle Infektion ist.
Darüber hinaus, ist die Bereitschaft größer, bei einer Erkrankung in heimischen Gefilden „zum Stift zu greifen“, als sich auf den Weg ins Büro zu machen.

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Persönliche Interaktion und multisensorischer Dialog sprechen dagegen

Ehrlicher Weise bleiben bestimmte, nicht unwesentliche Prozesse auf der Strecke. Der sprichwörtliche Flurfunk in den Büros ist Informationslieferant und bleibt auf der Strecke.
Ein schnelles Meeting mit den Kollegen zur Bestandsaufnahme der Situation ist schwerer zu realisieren.

Muss es immer eine Frage von Entweder – Oder sein?

Wie bei den meisten Dingen, ist es möglicherweise eine Frage der Balance. Absprachen über partielles Homeoffice sind vermutlich der Mittelweg, der den Kompromiss liefert. Montag, Mittwoch und Freitag arbeitet man von zu Hause und an den übrigen Tagen ist der Kollege vor Ort.
Spontane Dinge lassen sich dann auch nicht immer realisieren, jedoch gibt es keine gänzlichen Ausschlusskriterien die das Ganze in die ein oder andere Richtung zum Scheitern bringen.

Homeoffice wichtiger als mehr Gehalt

Eine repräsentative Umfrage unter Angestellten ergab, dass 67% der Befragten, eine Möglichkeit von zu hause arbeiten zu dürfen, einer Gehaltserhöhung von 10% vorziehen würden.

Abschließend lässt sich sagen, dass die ganzheitlichen Parameter betrachtet werden müssen und von Fall zu Fall entschieden werden sollte. Ein Vertriebsmitarbeiter, der ohnehin fast ausschließlich am Telefon tätig ist, hat deutlich bessere Argumente als die Fleischereifachverkäuferin, ab dem kommenden Jahr eine Homeoffice-Lösung zu erhalten…!

1 Kommentar

  1. […] In Ballungsräumen und Großstädten sind Chancen passendes Personal zu finden, bis zu 10 Mal größer, als in Randgebieten. Diese Erkenntnis nutzen immer mehr Unternehmungen in nachteiligen Regionen, um ihren Experten die Möglichkeit der freien Standortwahl zu gewähren. Home-Office ist das Stichwort und wird in anderen Ländern viel mehr als in Deutschland gelebt. Das Paradoxe an der Thematik ist, dass durch den Fortschritt der Digitalisierung, die Notwendigkeit an einem bestimmten Ort sein zu müssen, immer irrelevanter wird. Der Prozess der Transformation in diese gewünschte Richtung ist somit gegeben und sollte Ziel der Prozedur sein. Warum versperren sich immer noch so viele Firmen vor der Möglichkeit, die ein großes Problem obsolet macht!?(Lesen Sie auch: Warum Homeoffice so viel mehr wert sein kann) […]

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